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Stärke nicht Größe zählt! Wenn 1,2 Jugendliche über den Fortbestand einer Schule oder Berufsschule entscheiden...

| Nicole M. Pfeffer | Blog

Wenn 1,2 Jugendliche über den Fortbestand einer Schule oder Berufsschule entscheiden, ist das definitiv der falsche Weg!

Unsere Gesellschaft bewegt sich mit großen Schritten auf eine massive Personal-Lücke in den Unternehmen zu. Natürlich ist dies auch den sinkenden Geburtenraten geschuldet, doch es gibt auch weitere Gründe dafür. Einer ist sicherlich, dass zu oft aufgrund der sinkenden Schülerzahlen Schulen und Berufsfachschulen geschlossen und verlegt werden. So entscheiden 1,2 fehlende Schüler darüber, dass ein Standort mittelfristig aufgegeben wird – mit fatalen Folgen!

Grundschulen sind plötzlich im Nachbarort oder die Schuleinheiten im Block des Auszubildenden Parkettlegers finden in einer 240 km entfernten Stadt statt. Der Prozess der bisherigen Entwicklung wird auf den Kopf gestellt. 6-Jährige sollen allein mit dem Bus fahren oder 16-jährige Auszubildende, die bislang vielleicht nur für eine Klassenfahrt von zu Hause über mehrere Tage weg waren, sollen 4 Wochen am Stück ihr Leben komplett alleine meistern. Nicht das Schlechteste, doch den Fußballverein oder die Freunde wollte man noch nicht so schnell radikal aufgeben.

Nicht jeder junge Mensch ist für die gravierenden Veränderungen geeignet.
Bei dem Grundschüler kann dies noch von den Eltern und deren Fahrservice oder Fahrgemeinschaften in den ersten Monaten und Jahren aufgefangen werden. Der Azubi hingegen überlegt zweimal, ob er diesen Weg mitgeht, denn das Berufseinsteigerangebot ist so vielfältig, dass es schnell Alternativen zu finden gibt.

Der Entdeckergeist des Nachwuchses ist nicht mehr so breit gefächert. Ein Sabbatical Jahr fernab von zu Hause zu machen ist etwas anderes, als 4 Wochen 2-3 mal pro Jahr in einer fremden Stadt in einer fremden Umgebung beheimatet zu sein.

An dieser Stelle gilt es, neu zu denken.
Die Wirtschaftswelt zeigt gerade sehr anschaulich, dass es die kleinen, wendigen Einheiten sind, die die Chance der Zeit nutzen. Hier kann auf Tiefgang und Innovation, Zeitgeist und Involvement gesetzt werden, die die Lösungen und Ergebnisse bringen, die die aktuelle Zeit einfordert.

Das Bildungssystem oder vielmehr das Schulsystem ist in unserer Gesellschaft mit das schwerfälligste an Organisation, das die deutsche Gesellschaft zu bieten hat. Es setzt auf quantitative Zahlen, um Entscheidungen zu treffen. Nicht Entfaltungsraum, sondern eine Basis dient als Entscheidungsausgang. Nicht Innovation und Zukunftsgeist sind die Kriterien, sondern Notwendigkeit und Mindestmaß sind maßgeblich. Und genau dieser Ansatz muss sich ändern oder er wird den Genickbruch hervorrufen.

Entdeckendes Lernen muss in allen Bereichen unseres Lernsystem Einzug finden. Qualität statt Quantität sollte über Standorte und Einsatz entscheiden. Und der genaue Blick an dieser Stelle zeigt, dass es bereits in den Schulgebäuden Herausforderungen gibt. Zudem findet sich nicht die neuste Technik in den Unterrichtseinheiten, geschweige denn modernste Lernmethoden bspw. von VR-Lerneinheiten, die die Kompetenzen auf neue, ergänzende Form veranschaulichen. Es gibt kaum Kombinationen von Digital- und Präsenz-Einheiten, die das Beste aus beidem nutzen.

Wieso existieren keine Kompetenzzentren Energie, Lebensqualität oder Mobilität? In dem Kompetenzfeld Energie könnten Berufsschüler aller Energie-Ausbildungen vereint sein. Vom Heizungsbauer über den Windradmonteur bis hin zu Wasserstoffkraftwerkstechniker. Im Bereich Lebensqualität ist vom Koch, dessen Kompetenzfeld ab dem 01.08.2022 auch Ernährungsberatung beinhaltet, über die Servicekraft, den Landwirt oder den Fitnesstrainer alles angesiedelt.

Diese Kompetenzschulen sind mit kleineren Speedbooten aufgebaut und die so technologisch und aus der Ressource Lehrkräfte gebündelt sind – stark nicht groß eben!

Die Felder der Zukunft, die das Leben maßgeblich verändern, sind schon vorhanden auch mit dem Kompetenzaufbau des Nachwuchses, nur sind sie eben nicht als solche benannt und in der allgemeinen Wahrnehmung bekannt und bewusst. Damit geht Anerkennung, Wertschätzung und Attraktivität verloren. Ergänzt wird das Dilemma dahingehend, dass sich die Themenfelder nicht dem Anspruch an vorausdenkend und innovativ als Maßstab orientieren. Jedoch bedarf es genau dieser Attribute, sollen junge Menschen für diese Bereiche gewonnen werden. So sollte der Beruf des „Heizungsbauer“ oder auch der des Kochs, um zwei Beispiele zu nennen, eine positive und zukunftsweisende Außendarstellung erhalten.

Unsere Zukunft ist vielfältig und im rasant schneller werdenden Wandel, doch unser Schulsystem – weder im Regelschulbetrieb, noch im Berufsfachschulbetrieb ist für diese Anforderungen ausreichend gerüstet. Das Schulsystem neu denken – insbesondere dort, wo junge Menschen auf Entdeckerreise gehen, um ihr Feld der Orientierung zu finden, muss unser Anspruch für ein zukunftsorientiertes Schulsystem sein – unabhängig der Form dieses Lernortes.

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