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Nicole M. Pfeffer

„Ich bin froh, wenn ich die Türen Ende April zuschließen werde…“

Sagte in der letzten Woche ein Handwerksunternehmer zu mir und ging dann ans klingelnde Telefon.

Wir hatten einen Beratungstermin angesetzt, in dem es um das Auslaufen verschiedener Marketingaktionen ging und ein Coaching seines Sohnes, der sich mit einem IT Unternehmen vor vier Monaten selbständig gemacht hatte.

Mir lief es kalt den Rücken runter. Als ich so da saß am Konferenztisch aus Massivholz und ich mir die Frage stellte: Wie viele Handwerksunternehmer denken und handeln genauso, nur keiner bekommt es mit?

Wie viel soziale und regionale Stärkung, wie viel Know how und wie viel Innovationskraft geht auf diese Weise verloren?

Die fehlende Mobilitätswende und explodierende Energiepreise sind die nächsten Job-Chancen-Killer unseres Nachwuchses!

Die aktuelle Situation im Bereich Mobilität und Energiepreise zeigt große Defizite in unserem Wirtschaftsgefüge auf – und wieder trifft es unseren Nachwuchs zur Schwelle in das Arbeitsleben.

Fakt ist, junge Menschen machen sich Gedanken darüber: Wie weit darf ein potenzieller Arbeitgeber von meinem Wohnort entfernt sein? Ist der Fahrtweg noch bezahlbar und besteht überhaupt eine Anbindung zu meinem Wohnort? Bei welchen Voraussetzungen wird der Weg zum Job für den Nachwuchs nicht mehr tragbar?

Diese Fragen stellen sich junge Menschen insbesondere an der Schwelle von der Schule zum ersten Job oder zur Ausbildung zunehmend.

Die Auslöser für diese Gedanken sind einerseits der Anspruch an eine nachhaltige und Umwelt schonende Mobilität. Doch auch aufgrund der steigenden Energiepreise und der Erkenntnis, dass in Städten zwar eine mögliche gute, mobile Anbindung existiert, auf dem Land die Fakten ganz andere sind.

Während die Generation der 1960er und 1970er Jahrgänge noch wie selbstverständlich in eine 40, 50 oder 60 km entfernte Metropole für den Job pendelte, sieht der Nachwuchs darin keinen Sinn mehr. Nicht nur, dass dies zu Lasten der Natur und Umwelt geht, sondern auch, weil es fast nicht mehr finanzierbar ist. Dies ist nicht allein der - meist geringen -Ausbildungsvergütung geschuldet, sondern weil Eltern aufgrund steigender Inflation selbst Einsparpotenziale suchen. Und hier wird eine klassische Kosten-Nutzung-Rechnung herangezogen:
Der Job, der mehr in die Familienkasse spielt, erhält den Zuschlag für die Mobilitätskosten.

Grausam aber wahr, denn zunehmend mehr junge Menschen schränken sich dadurch in der Jobauswahl ein – ob nun gewollt oder ungewollt.

Der Nachwuchs stellt sich kritisch die Frage, ob ein Drittel der Ausbildungsvergütung oder des Lohns tatsächlich für die Anfahrtskosten zum Job notwendig ist. Zur Folge stehen nicht selten Kompromisse in der Jobauswahl oder im Angebot an potenziellen Arbeitgebern. Es stehen erneut nicht die Stärken und Potenziale der jungen Menschen im Fokus - und das ist die eigentliche, bittere Pille an dieser Situation.

Die ersten Unternehmen haben diesen Nachteil erkannt und sind auf der Suche nach Lösungen. Sei es in Angeboten wie einem eBike-Bonus oder der Nutzung eines eSmarts, die zur Verfügung gestellt werden. Im Gegensatz zum allgemeinen Mobilitätskonzept, das im öffentlichen Angebot besteht. Der ländliche Raum leidet stärker als die Metropolen und so bleiben wieder junge Menschen zurück, die nicht nur wichtig für die Gesellschaft sind, sondern lebensnotwendig für die Unternehmen und ihre Leistungsfähigkeit.

Ein weiterer Killer für die Job-Chancen unseres Nachwuchses, der hinzukommt...

Geschockt!!!

GESCHOCKT!!!

Die Aussage einer 18-Jährigen letzte Woche hat mich ernsthaft geschockt!
„Ich habe es bereut, mein Abitur gemacht zu haben, denn ich stehe nun 3 Jahre später genauso unwissend vor meiner beruflichen Zukunft wie damals!“

Was sollte uns dies sagen?

Zeigen wir zu wenig Chancen der beruflichen Zukunft auf? Sind die Anzahl der Chance zu viele? Kommunizieren wir nicht klar? Was können wir tun, um das zu ändern? Wieso ist es überhaupt so? Und welche Möglichkeiten haben wir im Einzelnen wie im Kollektiv?

Aus meiner Sicht müssen wir ähnlich wie in Australien den Schulweg dazu nutzen, um über einen längeren Zeitraum unserem Nachwuchs die verschiedenen Möglichkeiten der beruflichen Gestaltung zu entdecken und erleben.

Das Potenzial jedes einzelnen sollte dabei im Fokus stehen. Es gilt die verschiedensten Bereiche mal live zu erleben. Und es sollte selbstverständlich sein, auch nein sagen zu dürfen.

Sich ausprobieren und Fehler zu machen. Sich einzugliedern, ohne sich selbst aufzugeben. Und sich zu engagieren und Leistung zu bringen, ohne dabei ein schlechtes Gewissen haben zu dürfen.

Es gilt eine neue Balance zwischen Leistung und Erholung zu schaffen. Nicht nur der Nachwuchs, sondern die ganze Gesellschaft befindet sich in einer Dauerbeschallung an Informationen, wie soll man da noch das Wichtige vom Unwesentlichen unterscheiden, wenn einem die Lebenserfahrung fehlt?

Mich hat es auf jeden Fall sehr nachdenklich gemacht, dass es ein Gymnasium nicht geschafft hat, einer jungen Frau in 3 Jahren aufzuzeigen, welchen Weg sie für sich gehen will und kann!

Kreativ-engagiert
Ihre
Nicole M. Pfeffer
Innovative Nachwuchsförderin I
CYR - Corporate Youth Responsibility
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Pressekit

Pressekit

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Waren wir als Eltern, Tanten und Onkel die falschen Vorbilder?

Nach einem Gespräch mit meiner 18-jährigen Nichte…

Vor 3 Monaten ist sie bei uns für ein Jahr eingezogen.

Seither koche ich zu jeder Mahlzeit auch immer ein vegetarisches Gericht, decke 4 Plätze am Esstisch ein und befasse mich mit Kokosmilch, Veggie-Salami und sündhaft teurer Proteinshakes.
Ich habe meinen Kleiderschrank ausgemistet und meine Kleidung, die teilweise noch fast neu war, zur Übergabe angeboten, denn secound hand ist bis auf Unterwäsche ein Muss.

Mir fällt seit dem ersten Tag auf, wie viele Regeln und Strukturhilfen wir im Haushalt haben, um den Alltag möglichst effizient zu gestalten. Egal ob das Einräumen der Spülmaschine aufblitzt, um Ein- und Ausräumzeiten zu optimieren oder das Einsortieren in den Vorratsschrank gemeint ist, alles hat seinen Platz und wehe es ist anders.
Dabei habe ich mir in den letzten Wochen oftmals die Frage gestellt: Ist diese „Regel“ wirklich lebensnotwendig?

Und oftmals lautete sie ja. Ja, weil kein Essen schlecht wird, weil das Neuste immer nach hinten kommt, weil ich auf einen Blick sehe was fehlt und somit der Bestand immer vollzählig ist.

Zusammenleben – nach 3 Monaten – bislang Fehlanzeige. Vielmehr ist es „ein sich arrangieren“ und nebeneinander herleben. Bei einer 20-Stunden-Woche ihrerseits sind die gemeinsamen Zeiten, wenn das eigene Büro von mir mit im Privathaus ist doch größer als gedacht.

Am Sonntag kam es dann, wie es kommen musste, es gab ein Lebensmodell-Grundsatz Gespräch zwischen ihr und mir nach dem Mittagessen.

Es war ein Schlagabtausch der Argumente der eigenen Lebensweise. Wir würden viel zu viel Fleisch essen und damit nachhaltig der Umwelt und dem Klima schaden. Im Gegenzug konnte ich mir nicht verkneifen zu sagen, dass man mit einer 20-Stunden-Arbeit nicht wirklich dazu kommt, sich etwas aufzubauen. Leistung scheint nicht mehr relevant zu sein.
Ich glaube die ersten 10 Minuten galten nur der Situationsbereinigung um wertfrei ans Eingemachte zu kommen.

Ich stellte die Frage:
Wie stellst du dir ein Leben vor? Wie sieht deine Zukunft mal aus? Was willst du in 20 Jahren erreicht haben?

Die Antwort verblüffte mich: „Ich möchte ein großes Haus haben und etwas in meinem beruflichen Umfeld bewirken können. Doch ich habe keine Ahnung wie ich dahin komme und dies erreichen kann!“

Ich konnte mir dann die satirische Nachfrage nicht verkneifen, wie sie denn mit 20-Stunden pro Woche ein großes Haus finanzieren will?

Ihre Antwort: Ich habe noch nicht den Punkt erlebt, in dem meine Leidenschaft beruflich überschwänglich wird und ich damit weiß, da möchte ich mehr arbeiten. Also muss ich mir irgendwann wohl einen Zweitjob suchen, denn einfach nur die Stunden erhöhen würde sie ausbeuten und fertig machen. Sie müsse zuerst an sich denken und wenn jeder an sich denkt, ist jedem geholfen. Wenn es ihr gut geht, kann sie bewegen.

Ich war ein zweites Mal verblüfft und musste nachhaken: Wenn dir der Job gerade (sie ist Trainee für Nachhaltigkeit und besetzt eine neu geschaffene Stelle in einem 100-Mitarbeiter großen Mittelstandsunternehmen der Gärtnereibranche) keinen Spaß macht, warum tust du ihn dann? Du hast in viele Bereiche übergreifend Einblicke, da ist nichts für dich dabei?

Und dann war ich ein drittes Mal verblüfft: Die Bereiche sind klasse, doch sie kann aufgrund der fehlenden Praxis und der fehlenden Position nicht die Veränderungen herbeiführen, die sie für sinnvoll halten würde. Ihr fehlt die Macht dazu!

Das hat gesessen. Die GenZ will Macht zur Veränderung.

Es folgten Fragen wie „Weißt du denn, wie du Macht erhält? Weißt du, wo deine Leidenschaft liegt? Hast du schon mal von deinem Ziel aus dein Leben rückwärts definiert?“

Eine überforderte und hilflose 18-Jährige saß mir gegenüber und sagte, genau das wolle sie ja aktuell alles herausfinden, sie wolle sich nur nicht in dieser Phase kaputt arbeiten, da es ihr schaden würde.

Auf meine Frage, ob sie glaubt Antworten in einer 20-Stunden-Woche zu erhalten sagte sie nur: Ich habe bei meiner Mum und meinem Vater gesehen, dass sie zwar ihren Job lieben, doch sich dafür kaputt gemacht haben. Mein Vater sagte zu mir und meinem Bruder immer: Werdet bloß nie Maurer! Und in unserer Kindheit haben wir ihn nur selten gesehen, denn er war stets arbeiten. Und bei unserer Mutter das Gleiche.

Und da lag nun des Pudels Kern:
Wir als Eltern, Tanten und Onkel haben das Selbstverständliches nicht an unseren Nachwuchs kommuniziert und spüren lassen:
Wenn wir mal wieder irgendetwas beruflich gerockt haben, über unsere Grenzen gegangen sind und müde auf der Couch saßen, haben wir nur das Negative aufgezählt, statt auch mal zu kommunizieren, dass wir stolz und glücklich sind, das heute geschafft zu haben. Der Alltag ist für uns zu selbstverständlich und das Positive unseres Jobs zu normal. Wir kommunizieren viel mehr, wenn etwas schlecht war oder misslungen ist und geben zu oft das Gefühl, dass wir damit unser Leben opfern.

Ich stellte ihr die Frage, wie sie dies bei meinem Herzensmann und mir wahrnehmen würde und hier kam überraschend die Antwort: Ihr lebt eure Leidenschaften.

Es folgten – wie sollte es anders sein – ein paar aus meiner Sicht wertvolle Tipps, wie sie ihre eigene Misere „Die Findung der eigenen Leidenschaft und die Erreichung der eigenen Ziele“ meistern könne. Spannend in diesem Austausch war auch, dass plötzlich der eigene 20-Stunden-Job Optionen bereithielt, die sie bislang nicht gesehen und genutzt hatte. Und das das Bekenntnis ohne Bedrängnis benannt wurde, dass das aktuelle Unternehmen ein Vorbildunternehmen für sie sei, dass an allen Ecken und Enden die Nachhaltigkeit aufgreift und leben will.

Mein Fazit:
Die GenZ ist klar und wissentlich kommuniziert egoistisch und ist bereit ihr Leben für die eigene Work-Life-Balance auch auf Kosten der eigenen Eltern oder Dritten zu leben, solange die es zulassen. Doch sie haben auch Wünsche und Ziele, die mit unseren teilweise identisch sind. Sie wollen das Negative und Schlechte der Generation ihrer Eltern nicht erleben und wollen Verantwortung und Macht für die Zukunft unseres Planeten übernehmen. Die GenZ hat vielleicht zu selten die Vorteile und das Positive von Leistung und Engagement erfahren, zu selten die Vorzüge eines leidenschaftlichen Jobs erfahren und ist auf der beruflichen Suche von der älteren, erfahrenen Generation im Stich gelassen worden.

Lassen wir das bei der nächsten Generation bitte nicht zu. Unterstützen wir mit positiver Kommunikation über das was wir beruflich tun. Stärken wir, indem wir Erlebnisse für den Nachwuchs in Unternehmen und Institutionen schaffen und somit ein Ausprobieren und Erleben stattfinden kann. Und auch zu Hause über diese Erlebnisse sprechen. Denn nur so, wird der Begriff Leistung wieder positiv besetzt und achtsam mit Engagement eingesetzt.

Ich bin froh, dass ich die Chance habe, noch einmal Vorbild für das berufliche Leben der eigenen Leidenschaft zu sein und damit – vielleicht – Impulse für ein glückliches Leben eines jungen Menschen geben darf.

Quelle Bild: Karsten Winegeart @unsplash.com