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Zukunftsmacher Handwerk

Von wegen altbacken, dreckig und verstaubt!

Handwerk neu erlebt – gerade für den Nachwuchs!

Während eines Telefonats mit einem Elternteil für eine mögliche Teilnahme am Unternehmerischen SommerCamp höre ich plötzlich den Vater sagen, dass der Tag in der Bäckerei ein verschenkter halber Tag wäre. Ob man dafür nicht eher an eine Hochschule fahren könnte. Viel besser wäre jedoch ein Besuch in einem Startup, dass sich mit digitalen Themen auseinandersetzt.

Zunächst bin ich sprachlos und kann diese Unwissenheit nicht nachvollziehen. Wie kommt ein Erwachsener dazu zu sagen, ein Tag in einer Bäckerei wäre verschenkt? Oder prinzipiell ein Tag im Handwerk wäre verlorene Zeit?

Wer diese Denkweise für sich beansprucht, ist auf einem alten und sehr kantigen Holzweg unterwegs.

Das Handwerk erlebt einen kaum kommunizierten Digital- und Innovationsschub, der zunehmend eine größer werdende Anhängerschaft unter den Handwerksunternehmen innehat, dass manch ein Tech Startup neidisch sein würde, wüsste es um diese Entwicklung.

Digital statt analog

Kaum ein Handwerksbetrieb, der heute keine IT einsetzt. Der seine Planungen und Skizzen, seine Pläne und Vorgaben noch händisch auf Papier vornimmt. Vielmehr sind heute 3D CAD-Programme oder Projekt- und Prozess-Software Standard. Die Fräsmaschine wird heute über den PC gesteuert. Die Genauigkeit in den Arbeiten kommt vom Laser und die verarbeitenden Materialien bieten Gewerke übergreifend völlig neue Methoden.

Der Handwerker kann heute teilweise schon im Home-Office seine Vor- und Nacharbeiten vornehmen und spart sich so die eine oder andere Stunde im Auto bzw. gewinnt an

ungeahnter Lebensqualität.

Auf dem Weg zu einer 30 Stunden Woche?

Das Handwerk hat durch den zunehmend hohen Grad an digitaler Präzession gelernt, Menschenzeit einzusparen und damit von der 60 auf die 40-Stunden-Woche zu kommen.

Dies nicht unbedingt freiwillig doch im Austausch der Generationen und ein Ende ist noch nicht in Sicht.

Denn sprechen wir es doch offen an, wenn die Digitalisierung dabei hilft, bei weniger Menschenarbeitszeit auf ein gleich gutes Ergebnis in der gleichen bzw. schnelleren Zeit zu kommen, ist das ein Segen und kein Fluch!

Handwerk täglich neu denken

Es schafft zudem Freiräume für Innovationen, für Strategien und Geschäftsfeldentwicklungen, die der Kreativität zugrunde liegen. Neue Kombinationen und Methoden sorgen für einen individuellen und qualitativen Output, der begeistert.

Dabei spielt es eine große Rolle, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen. Durch die moderne Technik und Digitalisierung entstehen neue Formen des Mehrwerts in den einzelnen Gewerken, die vorher so nie denkbar gewesen wären.

Holz, Stein und Stahl in der gemeinsamen Verarbeitung ist heute sowohl von den Maschinen als auch von den Möglichkeiten nicht mehr getrennt. Ein Bäcker kann heute später in die Backstube kommen, weil hoch moderne Technik programmierte Arbeiten, die die Zeit der Menschenarbeit in der Bäckerei verkürzen ohne dabei das Produkt in der Qualität zu schmälern. Die übergreifende Zusammenarbeit verschiedener Gewerke setzt die Fehlerquelle nach unten und reduziert die eigentliche Projektzeit. Dies alles ist innovativen Lösungen und digitalen Prozessen im Handwerk geschuldet.

Wären da nicht die Fake-News der Eltern

Und was denken die Eltern über das Handwerk? Sie tun alles, um ihre Kinder vom Handwerk fern zu halten. Sie predigen gebetsmühlenartig den Gang ins Studium und vergessen dabei ganz, einmal genau hinzuschauen, wo eigentlich die Stärken des Nachwuchses liegen. Stattdessen verbreiten sie die Fake-News, das Handwerk wäre altbacken, dreckig und verstaubt.

Liebe Eltern, ihr verkennt, welchen großen Fehler ihr mit eurem Nichtwissen über das Handwerk begeht. Es beraubt eurer Kinder der Chance, für sich einen sinnstiftenden und nachhaltigen Zukunftsweg zu entdecken, der mehr Kreativität und Innovation, mehr Entfaltung und Werte bereithält, als manch ein Studiengang mit unerfüllten Berufswünschen. Es ist Zeit, euch die Augen zu öffnen und wachzurütteln. Es ist Zeit, euch in die Handwerksunternehmen zu entführen und euch die Wirklichkeit zu zeigen.

Denn diese ist innovativer, zukunftsgewandter und nachhaltiger als viele andere Jobs, die ihr aktuell als besser einzustufen wagt.

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Bildquelle: Dimitrii Bardadim auf pixabay

Wenn uns die Azubis ausgehen - Nur 190 in diesem Ausbildungsherbst 2023!

NUR 190 (!) junge Menschen haben sich zum Ausbildungsstart 2023 für den Beruf des Metzgers/Fleischers entschieden und sind gestartet.

Gerne möchte ich heute die Chance nutzen, diese Zahl in Bezug zu setzen.
Aktuell gab es in 2022 2.833 Betriebe und 1.704 Filialen in der Fleischerei Branche in Bayern.

In Deutschland gibt es insgesamt 10.355 Fleischer-Fachgeschäfte und 6.813 handwerklich betriebene Filialen.

Jeder 15. (!) Betrieb in Bayern hat damit einen Azubi zum Metzger/Fleischer.

Die Ausbildung dauert im Regelfall 3 Jahre. Überwiegend haben die kleinen und mittelständischen Betriebe nur einen Azubi und keine 2, 3 oder mehr parallel – ausgenommen die Großfleischereien wie Wilhelm Brandenburg der REWE Group zugehörig.

Wo soll das hinführen? Bereits heute gibt es Kommunen mit 5.000 Einwohnern, die über keinen Fleischer mehr verfügen. Ist dies eine Folge der Diskussion, ob Fleisch essen zunehmend gesellschaftlich zum Makel wird? Ist es dem geschuldet, dass viele Menschen in der Gesellschaft denken, dass man als Fleischer/Metzger „nur Tiere schlachtet“ Wurst herstellt und Fleischteile ausbeint?

Dabei ist der moderne Fleischer weit mehr als nur das. Eine gut gehende Fleischerei hat heute ein breites Sortiment. Sie bietet neben verschiedenen Fleisch- und Wurstarten, meist auch ein Käsesortiment in der Auslage an. Selbstgemachte Salate – gerne auch vegetarisch – oder Wurstersatzprodukte für Veganer oder Vegetarier sind heute fast schon selbstverständlich. Caterings und Teilnahmen an Festen und Märkten gehören zum Standard Repertoire. Doch was darüber hinaus vergessen wird: Der Fleischer vor Ort weiß um die Qualität des Fleisches. Er hat meist noch den Bezug zu den lebenden Tieren und kann genau einschätzen und bewerten, ob es sich um gesundes und qualitatives Fleisch handelt.

Und sind wir ehrlich, gegessen wird immer – auch wenn wir heute noch nicht wissen, wie morgen unsere Nahrungsmittel aussehen, woher sie kommen, wie sie entstehen.

Doch deshalb dürfen wir nicht zulassen, dass wir eine ganze Branche verteufeln. Dass sich junge Menschen für diese nicht mehr interessieren dürfen und dass diese, eine Schlechte ist.

Wieso lassen wir zu, dass Qualität in einem so wichtigen Bereich schwindet? Wo es doch um unsere Ernährung geht.

Denn wie sagte einst Alfons Schuhbeck schon:
„Wenn nix Guates eini kimmt, kann auch nix Guates aussi kimmi!“

Quelle: Bundesagentur für Arbeit